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Tabak und andere Drogen

Alkohol kann ein Kind vor seiner Geburt schwer schädigen. Aber auch Tabak und andere Drogen können einem Kind schaden. Alkohol birgt vergleichsweise ein sehr hohes Schädigungspotenzial.

Alle Substanzen gelangen über den Blutkreislauf auch zum Kind. Bei vielen Substanzen ist es übrigens auch möglich, dass ein Neugeborenes Entzugserscheinungen hat.

Vieles ist noch unklar. Es braucht noch viel Forschung.

Übrigens: Auch bei Medikamenten ist natürlich Vorsicht geboten. Die Einnahme von Medikamenten muss mit einer Fachperson besprochen werden.

Tabak

Verschiedene Substanzen in Tabak oder im Tabakrauch wirken sich negativ auf Schwangerschaft und Kind aus (Kohlenmonoxyd, Nitrosamine, Nikotin etc.).

Mögliche Folgen: vorgeburtlicher Tod, Untergewicht bei Neugeborenen und Frühgeburten, Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, Wachstumsstörungen, plötzlicher Kindstod, neuronale Entwicklungsprobleme und Verhaltensauffälligkeiten, Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörungen etc.

Säuglinge und Kinder sollten sich nur in rauchfreien Räumen aufhalten.

Stillen: Studien zeigen, dass der schützende Effekt des Stillens höher ist als der schädigende Einfluss durch mütterliches Rauchen. Milchbildung und Fettgehalt der Muttermilch werden jedoch durch das Rauchen eingeschränkt. Das Schlafverhalten der Neugeborenen wird negativ beeinflusst.

«Idealerweise würden Sie natürlich vor der Schwangerschaft mit Rauchen aufhören. Wenn das nicht möglich war, hilft ein Rauchstopp zu jeder Zeit der Schwangerschaft sowohl dem Kind als auch der Mutter. Es ist nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören, nicht einmal in den letzten Wochen der Schwangerschaft!»

STOP SMOKING.ch und Rauchstopplinie 0848 000 181

Cannabis

Mögliche Folgen: Entsprechend Tabakkonsum, bei regelmässigem Konsum evtl. kognitive Einschränkungen, Ängstlichkeit, depressive Symptome bei Kindern.

Stillen: Der Wirkstoff von Cannabis (Tetrahydrocannabinol THC) geht in die Muttermilch über und erreicht da hohe Konzentrationen.

Kokain

Mögliche Folgen: Unterversorgung des Fötus (wegen Verengung der Blutgefässe), vorzeitige Lösung des Mutterkuchens, Schädigungen von Organen und Gewebe, Frühgeburten, Fehlgeburten, Wachstumshemmung, Verhaltensprobleme etc.

Stillen: Kokain geht in die Muttermilch über.

Andere Drogen (MDMA, Amphetamine etc.)

Mögliche Folgen: Drogen gelangen über den Blutkreislauf zum Ungeborenen. Schwere Entwicklungsstörungen und andere Probleme sind möglich. Insbesondere bei Frauen mit schweren Drogenproblemen beeinflussen auch ihre Lebensbedingungen die Schwangerschaft. Etwa wenn sie unzureichend medizinisch versorgt sind oder sozioökonomische Probleme haben.

Stillen: Drogen gelangen in die Muttermilch.

Von FASD betroffen?

Überlegen Sie, ob ein Kind, das Sie kennen, an einer Fetale Alkoholspektrumstörung (FASD) leiden könnte? Denken Sie, dass Sie selbst betroffen sein könnten?

FASD: Wie erkennen?

Achtung: Bei einem Verdacht, ist es wichtig, mit einer Fachperson zu sprechen. Mögliche Folgen alkoholbedingter Hirnschädigungen sind hier aufgeführt. Jedes dieser Symptome könnte aber auch andere Ursachen haben.

Säuglinge

Die neurologischen Störungen beeinträchtigen unter anderem den Schlaf, den Saugreflex, die Motorik und den Sehsinn:

  • Probleme mit der Anpassungsfähigkeit an Stimuli (Licht, Töne, Berührungen)
  • Viele automatische Bewegungen (Reflexe) verschwinden normalerweise nach einigen Monaten. Bei FASD können sie länger andauern. Zum Beispiel der Moro-Reflex oder der Greifreflex.
  • Erhöhter oder verringerter Muskeltonus, Saug- und Schluckreflex
  • Häufige Schlafstörungen (Probleme mit Einschlafen und Durchschlafen)
  • Wiegen und repetitive Bewegungen (können über das Säuglingsalter hinaus andauern)
  • Störungen bei der motorischen Entwicklung (Gleichgewicht, Koordination – Probleme können andauern)
  • Sehstörungen, Probleme der Feinmotorik, Zittern (Probleme können andauern)

Kinder im Vorschulalter

Die neurologischen Störungen beeinträchtigen die motorische Entwicklung, die Kontrolle von Gefühlen und das soziale Verhalten.

  • Verlangsamtes Lernen (motorisch, sprachlich, sich anziehen können etc.)
  • Probleme, Gefühle und Verhalten zu kontrollieren (dies führt z. B. zu lang andauernden Wutanfällen)
  • Probleme mit der Konzentration
  • Unangemessenes soziales Verhalten (wegen Schwierigkeiten bei der Unterscheidung zwischen vertrauten und fremden Menschen)

Schulkinder

Die neurologischen Störungen beeinträchtigen den Erwerb von Grundkenntnissen, die Planung, den Zeitbegriff, das Bewusstsein für Eigentum, die Abstraktionsfähigkeit und das mathematische Denken.

  • Schwierigkeiten beim Lernen von Grundkenntnissen (Buchstaben und Zahlen erkennen, Schreiben, Rechnen)
  • Schwierigkeiten beim komplexen Lernen (Textverständnis, mathematisches Denken)
  • Eingeschränkte Abstraktions- und Verallgemeinerungsfähigkeit
  • Schwierigkeiten beim Planen, beim Einteilen von Zeit, beim Verständnis für Zeit, für Raum, für Eigentum und für den Wert des Geldes
  • Oft Probleme beim schulischen Lernen, insbesondere in der Mathematik. Betroffene Kinder können ein bestimmtes Lernniveau erreichen, aber sich nicht mehr darüber hinaus entwickeln. Zum Beispiel kann das Erlernen von Additionen funktionieren, aber das Erlernen von Multiplikationen nicht mehr.

Gedächtnis: Schwierigkeiten, sich an eine Anweisungsreihe zu erinnern, sich an eine erfolgreich gelöste Aufgabe vom Vortag zu erinnern, Informationen aufzunehmen und abzurufen etc.

Sprache: Das Sprechen und der sprachliche Ausdruck sind oft gut ausgeprägt. Das führt dazu, dass man diesen Kindern mehr zutraut, als sie tatsächlich können. Das Verstehen bietet Probleme. Betroffene haben oft Schwierigkeiten, bildliche Sprache, Ironie, rasche Dialoge etc. zu erfassen.

Verhaltensregulation: Impulsivität, rascher Übergang von Hyperaktivität zu Passivität, Schwierigkeit, angemessene Aufmerksamkeit zu schenken (zu viel / zu wenig) etc.

Erwachsene

Manche FASD-Betroffene können als Erwachsene autonom leben, viele werden aber wegen ihrer Schwierigkeiten nie ganz unabhängig.

Die Schwierigkeiten, die im Kindes- und Jugendalter bestehen, wirken sich auch im Erwachsenenleben aus. Sie äussern sich als «sekundäre Probleme». Sekundäre Probleme sind Probleme, die wegen der oben beschriebenen Schwierigkeiten entstehen. Betroffene können nicht gut mit Geld umgehen. Sie können Regeln, Gesetze und Konsequenzen von Regelübertretungen nicht gut erfassen. Viele gehen risikohafte (sexuelle) Beziehungen ein. Betroffene haben auch ein erhöhtes Risiko, Suchtmittelprobleme zu entwickeln.

FASD: Was tun?

Achtung: Es ist wichtig, mit Fachpersonen über die Situation und über Unterstützungsmöglichkeiten zu sprechen. Hier folgen nur Hinweise zu einigen wichtigen Punkten.

Kinder

Die Kinder und auch ihr Umfeld sind betroffen. Viele betroffene Kinder brauchen sehr viel Unterstützung.

Eine frühe Diagnose (möglichst vor 6 Jahren), ein stabiles, anregendes und strukturiertes Zuhause sowie Zugang zu kompetenten Fachstellen können die Auswirkungen der Schädigungen und das Ausmass der Behinderung mindern.

Es ist wichtig, Anzeichen für alkoholbedingte Schädigungen frühzeitig zu erkennen. Dies ermöglicht, die Schwierigkeiten richtig zu interpretieren, mit denen ein Kind konfrontiert ist. So lässt sich auch besser einschätzen, welche Erwartungen an das Kind und welche Ziele realistisch sind.

Es ist wichtig, zu wissen: Es ist nicht so, dass das Kind nicht will – es KANN nicht! Das Kind ist nicht «unwillig».

Wenn man weiss, welches Problem das Kind hat, kann man es in seinem Potenzial besser unterstützen. Man kann Verhaltensprobleme besser verstehen und auffangen. Man kann bei Entmutigung, Selbstwertproblemen, Risikoverhalten, Empfänglichkeit für «schlechte Einflüsse» etc. klarer und gezielter reagieren.

Im Alltag:

  • Präzise und knapp formulieren: einfache Worte, kurze Sätze, keine Ironie
  • Wiederholen: Das Kurzzeitgedächtnis des Kindes ist beeinträchtigt. Es vergisst, auch wenn es sich zu erinnern versucht. Zuerst wiederholen, dann Eselsbrücken geben; so wird die Erinnerung des Kindes unterstützt und es bleibt mit dem Gesagten nicht allein.
  • Routine schaffen: Gewohnheiten beruhigen. Veränderungen voraussehen und das Kind darauf vorbereiten, gleichbleibende Aktivitäten einplanen, auch gemeinsame Aktivitäten mit anderen Personen.

Weitere Informationen: Fachliche Unterstützung bei FASD und Links zu mehr Informationen und Ratgebern

Erwachsene

Von FASD betroffene Erwachsene sind nicht alle gleich betroffen. Die Schwierigkeiten können unterschiedliche Dinge betreffen. Die Schwierigkeiten sind unterschiedlich gross.

Viele Betroffene sind sich ihrer Einschränkungen bewusst. Aber es ist schwierig für sie, diese zu überwinden. Betroffene können sich z B. oft auch an einfache Handlungsabläufe nicht erinnern. Schon alltägliche Aufgaben sind für sie oft enorm anstrengend.

Die Behinderung ist nicht sichtbar, aber oft schwer. Viele Betroffene können sich sprachlich gut ausdrücken. Das Umfeld erwartet deswegen, dass die Betroffenen mehr verstehen, als sie tatsächlich können. Das kann dazu führen, dass das Umfeld wenig Verständnis aufbringt.

Neben Fachpersonen können Menschen aus dem Umfeld wichtige Unterstützung bieten. Sie können bei der Bewältigung von alltäglichen Aufgaben beistehen. Sie können verlässliche Stützen sein.

Weitere Informationen: Fachliche Unterstützung bei FASD und Links zu mehr Informationen und Ratgebern

Fachliche Unterstützung bei FASD

Fachliche Unterstützung bieten folgende Stellen und Fachpersonen:

Für Kinder: HeilpädagogInnen, NeuropädiaterInnen in Spitälern oder Privatpraxen, psychiatrische Abteilungen mit Spezialisierung für kognitive Entwicklung (z. B. kinder- und jugendpsychiatrische Dienste). Auch andere SpezialistInnen, je nach Symptomen und Bedarf (z. B. Psychomotorik, Heilpädagogik, Logopädie etc.).

Für junge Erwachsene: Medizinisch-psychologische Beratungen für junge Erwachsene, psychiatrische Abteilungen mit Spezialisierung für junge Erwachsene oder Spezialisierung für Probleme mit Emotionsregulation oder für weitere Probleme. Auch andere Fachpersonen, je nach Symptomen und Bedarf (z. B. für Psychomotorik, Psychotherapie, Familienberatung etc.). Spezifische Unterstützung je nach Art der Behinderung, Begleitung im Alltag, Beistandschaft etc. Pro Infirmis bietet für Menschen mit Behinderungen Sozialberatungen an und kann dabei unterstützen, zielführende Lösungen für individuellen Bedarf an Unterstützung zu finden: www.proinfirmis.ch

Für Erwachsene: Fachpersonen je nach Symptomen sowie spezifische Unterstützung je nach Art der Behinderung, Begleitung im Alltag, Beistandschaft etc. Pro Infirmis bietet für Menschen mit Behinderungen Sozialberatungen an und kann dabei unterstützen, zielführende Lösungen für individuellen Bedarf an Unterstützung zu finden: www.proinfirmis.ch

Links zu mehr Informationen und Ratgebern

Für Betroffene

Für Eltern, andere Nahestehende, Lehrpersonen etc.

Siehe auch Infos für Fachpersonen

Weiterbildung