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Schwangerschaft ohne Alkohol: Kein einfaches Thema! Unsere Haltung

Die Frage von Alkoholkonsum oder anderen Dingen, die in einer Schwangerschaft Risiken bergen, ist delikat. Niemand will einer Frau Vorschriften machen. Gleichzeitig sind die möglichen Auswirkungen auf ein ungeborenes Kind eine Realität. Das Leben, das dieses Kind führen wird, wird auch eine Realität. Das, was man zu den Risiken von Alkoholkonsum während der Schwangerschaft weiss, müssen wir kommunizieren. So entsteht eine Grundlage, die hilft, Entscheidungen zu treffen.

Das Verhalten einer Frau während der Schwangerschaft hat einen wichtigen Einfluss auf das Kind. Für den Zeitraum der Schwangerschaft betrifft ihr Verhalten zwei Leben. Ob es dabei um Alkoholkonsum oder andere Empfehlungen geht: Viele Frauen erleben dadurch viel Stress und setzen sich unter Druck. Eine solche Verantwortung zu tragen, ist nicht für alle einfach. Frauen sollen sie nicht allein tragen müssen. Die lange Zeit und auch hier frauenzentriert kommunizierte «Natur der Dinge» muss bei diesem Thema möglicherweise breiter formuliert werden. Alkoholkonsum von Vätern hat möglicherweise über genetische und epigenetische Prozesse einen Einfluss auf die Gesundheit des Kindes. Die Wissenschaft beginnt allerdings erst gerade, sich dieser Frage wirklich zuzuwenden.

Das Thema birgt das Risiko von Stigmatisierung. Eine schwangere Frau, die Alkohol trinkt, riskiert, als unverantwortlich abgestempelt und beschuldigt zu werden. Das darf nicht sein.

Alkohol wird hierzulande mit sehr wenig Einschränkungen verkauft. Alkoholwerbung ist überall. Oft werden Leute, die nicht trinken, darauf angesprochen. Manchmal werden sie gehänselt. In einer Gesellschaft, in der Alkohol überall dazu gehört, ist die Gesellschaft mitverantwortlich. Sie muss es jeder einzelnen Person leichter machen, auf Alkohol zu verzichten. Sie muss Personen, die Schwierigkeiten haben, auf Alkohol zu verzichten, Unterstützung bieten.

Manche Frauen können nur schwer oder gar nicht auf Alkohol verzichten. Ein Problem mit Alkohol zu haben, ist in unserer Gesellschaft immer noch ein grosses Tabu. Schwangerschaft oder Mutterschaft führen dann zu einem «doppelten Tabu». Suchtkranke Frauen haben Angst, als schlechte Mutter angesehen zu werden. Das erschwert es ihnen, sich ein Problem einzugestehen. Das erschwert es ihnen, sich Unterstützung zu suchen. Das darf nicht sein. Suchterkrankungen sind in unserer Gesellschaft weit verbreitet. 250’000 Menschen sind in der Schweiz abhängig von Alkohol. Wer suchtkrank ist, wird von Beratungsstellen vorurteilsfrei begleitet.

Manche Frauen werden nicht auf Alkohol verzichten wollen. Manche Schwangere und PartnerInnen finden die Empfehlung «kein Alkohol trinken» übertrieben. Niemand will einer Frau mit einer Empfehlung oder Aufforderung zu nahe treten. Aber die Information, dass Alkohol in der Schwangerschaft Schaden zufügen kann, ist wichtig. Auch die Information, dass es unmöglich ist, eine «unschädliche Menge» festzulegen, gehört festgehalten. Information ermöglicht, Entscheidungen zum eigenen Verhalten abzuwägen.