Warum verzichten wichtig ist
Alkohol gelangt über das Blut in den Kreislauf des ungeborenen Kindes (Embryos/Fötus). Im Blut des Ungeborenen steigt die Alkoholkonzentration auf die gleiche Höhe wie bei der Mutter.
Alkohol ist giftig für Zellen und den Körper. Alkohol kann deswegen auch bei Embryo und Fötus zu schweren Schäden führen. Er kann die Entwicklung aller Organe stören.
Das Gehirn reagiert besonders empfindlich. Es entwickelt sich über die gesamte Dauer der Schwangerschaft kontinuierlich.
Man weiss nicht, ob es eine bestimmte Menge Alkohol gibt, die sicher unschädlich ist. Man weiss auch nicht, ob es einen «sicheren» Zeitpunkt gibt, zu dem Alkohol keinen Einfluss auf das ungeborene Kind hat. Die Forschungsergebnisse lassen keine klaren Angaben zu
Deswegen die Empfehlung:
- Keinen Alkohol während einer Schwangerschaft.
- Keinen Alkohol bei einer geplanten Schwangerschaft.
So lassen sich alkoholbedingte Schäden sicher verhindern. So ist man auf der sicheren Seite.
Was man weiss:
- Alkohol birgt das Risiko für Schädigungen bei Embryo und Fötus. Wie gross dieses Risiko im einzelnen Fall ist, weiss man nicht. Menschen sind unterschiedlich, schon vor ihrer Geburt. Manche Embryonen und Föten reagieren empfindlicher, manche sind «robuster». Einen Einfluss hat wahrscheinlich auch die Art, wie Alkohol von der Frau abgebaut wird. Je nachdem, wie schnell oder langsam der Abbau erfolgt, ist das Ungeborene dem Alkohol länger oder weniger lang ausgesetzt. Der Abbau von Alkohol ist individuell unterschiedlich.
- Die Konsummenge spielt eine Rolle: Je mehr und je häufiger das Kind Alkohol ausgesetzt ist, desto grösser ist das Risiko. Unter Umständen kann schon wenig Alkohol schaden.
- Besonders riskant ist viel Alkohol auf einmal (Rauschtrinken). Je nachdem kann schon eine einzelne Rausch-Episode Schädigungen bewirken (je nach Zeitpunkt, Empfindlichkeit des Kindes, Konstitution der Mutter).
- Schädigungen sind während der ganzen Schwangerschaft möglich. (Informationen zu den ersten Tagen einer Schwangerschaft)
- Mehr Informationen zu alkoholbedingten Schädigungen beim Kind.
Übrigens: Es gibt Hinweise darauf, dass auch der Alkoholkonsum des Vaters genetisch und epigenetisch negative Einflüsse auf ein Kind haben kann. Es gibt aber noch nicht viele Ergebnisse aus der Forschung.
Die Empfehlung ist: Wenn jemand eine Schwangerschaft plant, ist es besser, keinen Alkohol zu trinken. Man vermeidet so automatisch schon in der ersten Schwangerschaftsphase, dass der Embryo Alkohol ausgesetzt wird. Und: Man erhöht die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden. Der Verzicht auf Alkohol ist leichter, wenn PartnerInnen mitmachen.
Alkoholbedingte Schädigungen (FASD)
Alkoholbedingte Schädigungen beim Kind nennt man «Fetale Alkoholspektrumstörung» (englisch: Fetal Alcohol Spectrum Disorder, abgekürzt FASD).
Die schwerste Form ist das Fetale Alkoholsyndrom (FAS). Die Kinder haben Wachstumsstörungen, geistige Behinderungen und Gesichtsveränderungen. Etwa eines von zehn Kindern, die alkoholbedingte Schädigungen haben, ist von dieser schwersten Form betroffen.
Auch weniger stark betroffene Kinder können schwere Probleme haben. Die Kinder haben oft Probleme mit der Aufmerksamkeit und mit dem Lernen. Manche haben Verhaltensprobleme, die das Familienleben stark prägen.
Die Folgen der alkoholbedingten Schädigungen begleiten Betroffene ihr Leben lang. Viele brauchen für alltägliche Dinge viel Anstrengung. Sie brauchen viel Anleitung und Begleitung. Viele haben grosse Schwierigkeiten, mit Geld umzugehen. Sie können Gefahren nicht richtig einschätzen. Sie können Folgen eigenen Verhaltens nicht abschätzen. Sie können schwer aus Erfahrungen lernen. So geraten sie immer wieder in ähnliche Schwierigkeiten. (Mehr Informationen: FASD: wie erkennen?)
Die Fetale Alkoholspektrumstörung ist die häufigste angeborene Behinderung. Man schätzt, dass zwischen 1 und 4% der Neugeborenen in der Schweiz davon betroffen sind. Das sind jedes Jahr mindestens 1’700 Kinder, möglicherweise bis zu 4’000 Kinder.
Es sind also viele Kinder und Erwachsene von einer solchen Problematik betroffen. Viele haben nie eine klare Diagnose erhalten. Sie wissen nicht, woher ihre Schwierigkeiten kommen.
Links zu Videos mit Berichten von FAS/FASD-Betroffenen:
- Jugendliche der Kölner FASD-Peergroup im Gespräch
- Video von fasd Deutschland mit Lebensberichten von erwachsenen FAS-Betroffenen (fasd Deutschland)
- Video «Kein Schluck kein Risiko – Mylene und Marco erzählen aus ihrem Leben» (Sonnenhof, Evangelischer Verein, FASD-Fachzentrum)
- Video «Erwachsene mit FASD im Sonnenhof» (Sonnenhof, Evangelischer Verein, FASD-Fachzentrum)
- Video über eine Pflegefamilie mit FAS-betroffenen Kindern (Spiegel TV)
Schwanger und Alkohol getrunken?
Mehr als die Hälfte aller Schwangerschaften sind ungeplant. Viele Paare sehen ihren Alkoholkonsum also nicht unter diesem Aspekt. Relativ viele Frauen trinken in der frühen Phase einer Schwangerschaft Alkohol. Vor allem, wenn sie noch nichts von ihrer Schwangerschaft wissen.
Während der ersten Tage der Schwangerschaft führt Alkoholkonsum meistens entweder zu einem embryonalen Tod (mit oft unbemerktem Abort), oder die Zellen, die noch nicht definiert sind, kompensieren mögliche Schäden und entwickeln sich weiter, ohne Konsequenzen. Man kann dazu aber keine genaue Aussage machen. Sehr bald kann Alkohol bereits wichtige Entwicklungsprozesse stören.
Der Konsum lässt sich nicht rückgängig machen. Aber ab jetzt lässt sich das ändern. Mit Alkoholtrinken aufzuhören ist zu jedem Zeitpunkt gut für das Kind und die Schwangerschaft.
Bei Zweifeln oder Ängsten: Es hilft, die Situation mit einer Hebamme oder einer Gynäkologin / einem Gynäkologen zu besprechen.
Häufige Fragen
Die Empfehlung ist: Wenn jemand eine Schwangerschaft plant, ist es besser, keinen Alkohol zu trinken. Man vermeidet so automatisch schon in der ersten Schwangerschaftsphase, dass der Embryo Alkohol ausgesetzt wird. Und: Man erhöht die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden. Der Verzicht auf Alkohol ist leichter, wenn PartnerInnen mitmachen.
Bei Alkoholkonsum gibt es ein Risiko für Schädigungen. Mit «Risiko» ist gemeint: Es besteht die Möglichkeit, dass Alkohol zu Schädigungen führt. Oder anders gesagt: Man kann Schädigungen nicht ausschliessen. Je mehr Alkohol getrunken wird, desto grösser ist das Risiko. Das Risiko hängt auch von der genetischen Ausstattung des Kindes ab. Schon Föten reagieren unterschiedlich auf Alkohol. Und auch Schwangere sind unterschiedlich. Sie bauen Alkohol unterschiedlich schnell ab. Auch der Zeitpunkt, zu dem das Kind dem Alkohol ausgesetzt ist, hat einen Einfluss.
Viel Alkohol auf einmal, auch wenn das nur punktuell passiert, ist besonders riskant.
Für diese Freundin bedeutet das: Es könnte sein, dass die gleiche Alkoholmenge auch bei einem nächsten Kind keine Auswirkungen hat. Es könnte aber auch sein, dass die gleiche Alkoholmenge Auswirkungen hat. Man kann es nicht sicher wissen. Und: Es kann auch sein, dass Alkohol einen Einfluss hat, aber dass man das nie klar feststellt.
Viele Frauen und ihre PartnerInnen berichten, dass sie verunsichert sind. Sie hören Unterschiedliches, was das Thema Alkohol angeht. Zum Teil sagen auch Fachpersonen, dass ein bisschen Alkohol «schon ok» sei. Aber: Man kennt die Menge Alkohol nicht, die für das Kind ohne Risiko ist. Die Forschungsergebnisse sind nicht klar. Deswegen ist der sichere Weg, während einer Schwangerschaft keinen Alkohol zu trinken.
Während der ersten paar Tage nach der Befruchtung kann Alkohol die Zellteilung verhindern und es kommt zu einem oft unbemerkten Abort. Es kann auch sein, dass die Zellen Schädigungen kompensieren und sich normal weiterentwickeln. Dies ist möglich, solange Zellen noch undefiniert sind. Man kann aber keine genaue Aussage machen. Sehr früh in der Schwangerschaft kann Alkohol bereits wichtige Entwicklungsprozesse stören.
Das Gehirn des Kindes entwickelt sich über die gesamte Schwangerschaftszeit hinweg. Zu jedem Zeitpunkt kann Alkohol seine Entwicklung und die Synapsenbildung stören.
Das Gehirn ist das Organ, das am stärksten von den Auswirkungen von Alkohol betroffen ist.
Vor allem in den ersten 12 Schwangerschaftswochen kann Alkohol neben dem Gehirn auch die die Ausbildung weiterer Organe beeinträchtigen.
Im zweiten und dritten Drittel der Schwangerschaft sind dazu Wachstumsstörungen möglich, die oft nicht mehr ausgeglichen werden können.
Das stimmt nicht. Je nachdem kann bereits wenig Alkohol Schäden verursachen. Vor allem viel Alkohol auf einmal (Rauschtrinken) ist ein Risiko.
Eine entspannte Schwangerschaft ist für Mutter und Kind sicher gut. Aber es gibt andere Möglichkeiten, sich zu entspannen. Und es gibt nur eine Möglichkeit, alkoholbedingte Schäden sicher zu vermeiden: Kein Alkohol während der Schwangerschaft. Alkohol zur Entspannung einzusetzen ist auch unabhängig von einer Schwangerschaft problematisch. Diese Gewohnheit erhöht das Risiko, dass man immer mehr trinkt.
Wenn das Party-Umfeld ein wichtiger Lebensort ist, kann das den Verzicht erschweren. Es gibt Tipps, wie man Treffen mit FreundInnen auch in diesem Umfeld alkoholfrei geniessen kann. Wenn der Konsumwunsch im Ausgang zu gross ist, wäre es wichtig, dieses Umfeld vorläufig zu meiden. Die Erkundung anderer Orte kann auch neue Erfahrungen und überraschende Erlebnisse bringen.
Das Thema Alkoholkonsum oder andere Dinge, die in einer Schwangerschaft Risiken bergen, sind delikat. Schwangeren Frauen wird viel Verantwortung zugeschrieben. Das ist nicht leicht. Wir wollen keiner Frau Vorschriften machen. Aber dass Alkohol Risiken für das Kind birgt, ist ein Fakt. Fakten sind wichtige Informationen. Informationen helfen dabei, Entscheidungen abzuwägen und zu treffen. Übrigens: Es muss selbstverständlich sein, dass das Umfeld auch Verantwortung trägt. Es liegt nicht nur an der Frau, eine Schwangerschaft alkoholfrei zu gestalten.
Viele Frauen im gebärfähigen Alter trinken gelegentlich Alkohol. Viele Schwangerschaften sind nicht geplant. Deswegen kommt es häufig vor, dass Frauen zu Beginn der Schwangerschaft Alkohol trinken. Wenn Sie nicht viel Alkohol und nicht regelmässig getrunken haben, und vor allem nicht viel Alkohol auf einmal, ist das Risiko für Schädigungen kleiner. Das Risiko ist grösser bei regelmässigem Trinken und vor allem bei viel Alkohol auf einmal.
Der Konsum lässt sich nicht rückgängig machen. Aber ab jetzt können Sie es anders machen. Mit Alkohol aufzuhören ist immer gut für das Kind, für Sie selbst und die Schwangerschaft. Wenn Sie Zweifel oder Ängste haben: Zögern Sie nicht, mit Ihrer Gynäkologin / Ihrem Gynäkologen oder einer anderen Fachperson zu sprechen!
Es kommt häufig vor, dass Frauen zu Beginn der Schwangerschaft Alkohol trinken. Oft wissen sie noch nicht, dass sie schwanger sind. Es ist wichtig, dass Sie und Ihre Partnerin wissen: Die aktuellen Kenntnisse zu möglichen Schädigungen sind begrenzt. Wenn das Kind nicht viel Alkohol und vor allem nicht viel Alkohol auf einmal ausgesetzt war, ist das Risiko für Schädigungen kleiner. Wenn das Ungeborene viel Alkohol, insbesondere viel Alkohol auf einmal ausgesetzt war, ist das Risiko für Schädigungen grösser. Während der ersten paar Tage führt Alkoholkonsum meistens entweder zu einem embryonalen Tod (mit oft unbemerktem Abort) oder er hat keine Auswirkungen, weil die Zellen noch undefiniert sind.
Man kann dazu aber keine genaue Aussage machen. Sehr bald kann Alkohol bereits wichtige Entwicklungsprozesse stören (vgl. oben).
Für den Einzelfall lässt sich nichts voraussagen. Es gibt Föten, die weniger sensibel reagieren als andere. Auch der Zeitpunkt der Exposition oder die Konstitution der Mutter haben einen Einfluss.
Wir empfehlen Ihnen, das Gespräch mit Ihrer Gynäkologin / Ihrem Gynäkologen oder einer anderen Fachperson des Gesundheitswesens zu suchen. So können Sie sich genauer informieren und Ihre Entscheidung abwägen.
Auch wenn «alkoholfrei» auf der Packung steht, ist oft doch noch etwas Alkohol drin. Als «alkoholfrei» angeschriebene Biere dürfen in der Schweiz max. 0,5 Vol.-% Alkohol enthalten. Wenn Sie Lust auf Bier haben, achten Sie am besten darauf, eines zu kaufen, auf dem 0,0 Vol.-% steht. Dann ist gar kein Alkohol drin.
Nein. Trinken Sie auch keinen gespritzten Wein! Er enthält viel Alkohol. In 1 dl Wein sind ca. 10 bis 12 Gramm reiner Alkohol enthalten. In einem halben Deziliter also 5 bis 6 Gramm. Die Alkoholmenge bleibt gleich, egal, wie viel Wasser man dazugibt.
Übrigens: In 3 dl Bier (ca. 5 Vol.-%), in 1 dl Wein (ca. 13 Vol.-%) und in einem kleinen Schnaps sind jeweils rund 10 bis 12 Gramm reiner Alkohol drin.
Kleine Anteile Alkohol gibt es in recht vielen Nahrungsmitteln, die man kaufen kann. Auch wenn man selbst kocht, verwendet man manchmal Alkohol. Gut zu wissen: Auch bei längerem Köcheln bleibt oft mehr Alkohol übrig, als man denkt. Wenn man selbst kocht, lässt sich leicht auf Alkohol verzichten. Ein Fondue wird auch mit alkoholfreiem Apfelwein fein.
Wir empfehlen: Alkohol im Essen vermeiden, wo es geht. Aber kein Stress, wenn mal ein bisschen Restalkohol drin ist. Bei sehr kleinen Mengen Alkohol und nur gelegentlicher Einnahme dürfte das Risiko klein sein.
Muttermilch hat die gleiche Alkoholkonzentration wie das Blut der Stillenden. Ein Baby baut Alkohol langsamer ab als Erwachsene. Alkohol in der Muttermilch kann beim Kind Auswirkungen auf die motorische Entwicklung oder auf die Schlaf-/Wachheits-Phasen haben. Die Muttermilch sollte beim Stillen also keinen Alkohol enthalten. Das bedeutet: Am besten trinken Sie während der Stillzeit gar keinen Alkohol.
Wenn Sie Alkohol trinken möchten: Warten Sie nach dem Trinken genügend lang bis zum Stillen (nach einem Standardglas Alkohol mindestens zwei Stunden). Eine andere Möglichkeit: Stillen Sie, kurz bevor Sie ein Glas trinken. Oder pumpen Sie die Milch ab, bevor Sie konsumieren.
(«Standardglas»: Ca. 3 dl Bier (ca. 5 Vol.-%), 1 dl Wein (ca. 13 Vol.-%) oder ein kleiner Schnaps. In jedem dieser Getränke sind rund 10 bis 12 Gramm reiner Alkohol enthalten.)