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  • Im Ausgang, an einem Familienfest oder Geburtstags-Apéro trinken viele Leute Alkohol. Manchmal fühlt man sich gedrängt, auch zu trinken. Wie reagieren?
  • Wenn eine Schwangerschaft noch geheim bleiben soll, ist es manchmal kompliziert. Was tun?
  • Manchmal hat man einfach Lust, Alkohol zu trinken. Was hilft dagegen?

Die folgenden Tipps helfen, Hindernisse elegant zu umschiffen!

Gemeinsam statt einsam

Gemeinsam verzichten geht besser als allein verzichten. PartnerInnen und andere Menschen im Umfeld von schwangeren Frauen sollten unbedingt mithelfen. Sie spielen eine wichtige Rolle.

Klartext reden: «Normal!»

Einfach etwas Alkoholfreies zu trinken, ohne sich erklären zu müssen: Das sollte normal sein.

Manche machen genau das: Sie sagen einfach «Nein danke, ich habe keine Lust auf Alkohol», oder «Nein danke, wir sind (vielleicht) schwanger.»

Klartextreden ist eine Möglichkeit. Aber das wollen nicht alle machen. Gerade, wenn man eine Schwangerschaft noch geheim halten will.

Das Geheimnis wahren

Notlügen vorbereiten

Viele Paare informieren ihr Umfeld nach dem dritten Monat über die Schwangerschaft. Oft gibt es während der ersten drei Monate Anlässe, bei denen Alkohol angeboten wird.

Wie können diese Situationen elegant umschifft werden? Ohne bereits über die Schwangerschaft zu informieren? Ohne, dass andere Verdacht schöpfen?

Notlügen helfen, das Geheimnis zu wahren!

Von manchen Notlügen kann das Paar gemeinsam Gebrauch machen. Manche muss die schwangere Frau allein durchziehen. Wichtig ist: Die PartnerInnen sind informiert und können die Notlüge stützen.

Ein paar Vorschläge:

  • Der «gesunde» Vorwand: «Wir achten / Ich achte vermehrt auf meine Ernährung. Die Kalorien von Alkohol spare ich mir / sparen wir uns.»
  • Der «sportliche» Vorwand: «Ich gehe / Wir gehen nachher ins Training.», «Ich bereite mich / Wir bereiten uns auf einen Wettkampf vor.»
  • Der klassische Vorwand: «Ich fahre!»
  • Der Vorwand «Es ist verboten»: «Ich muss Antibiotika einnehmen.» Nicht vergessen, sich auch den Grund dafür zurechtzulegen: «Wegen einer Blasenentzündung/Angina/Mittelohrentzündung etc.» Achtung: Es muss eine bakterielle Infektion sein.
  • Der «Ich fühle mich gerade nicht so gut»-Vorwand: «Ich habe etwas Kopfschmerzen», «Ich habe gestern etwas Schlechtes gegessen». So lässt sich auch eine verräterische Schwangerschaftsübelkeit überspielen.
  • Der «Allergie»-Vorwand: «Ich glaube, ich reagiere allergisch auf Wein (wegen der Histamine). Ich trinke im Moment nicht, um zu schauen, ob es wirklich so ist.»
  • Der «Ich muss seriös sein»-Vorwand: «Ich muss morgen viel arbeiten.», «Ich muss am Montag fit sein.»

So tun, als ob …

Und noch ein paar Tipps, bei denen auch PartnerInnen und FreundInnen mitspielen können:

  • Das Glas Alkohol, das der Schwangeren in die Hand gedrückt wurde, diskret verschwinden lassen, ausleeren, von einer anderen Person austrinken lassen.
  • Mit Unterstützung des Personals alkoholfreie Drinks servieren lassen, die aussehen wie ein Gin Tonic, ein Glas Champagner etc. Wer sieht schon, dass das Mineralwasser mit Eis kein Gin Tonic ist? Oder das mit etwas Sirup gefärbte Mineralwasser kein Champagner?
  • In eine leere Bierdose lassen sich viele feine, alkoholfreie Drinks abfüllen.

Alternativen geniessen

Für manche stellt ein Glas Alkohol zu besonderen Gelegenheiten ein Genuss dar. Das kann es schwierig machen, darauf zu verzichten.

Aber: Auf Alkohol zu verzichten bedeutet nicht, auf Genuss zu verzichten! Es gibt eine ganze Palette an feinen Getränken, die ausprobiert werden wollen.

  • Abwechslung macht Freude: Fruchtsäfte, Tomatensaft, hausgemachter Eistee, Smoothies, kohlensäurehaltige Getränke, diverse Sirup-Aromen, Kombucha … Die Auswahl ist fast unbegrenzt.
  • Zitronenscheiben, Orangenscheiben, rote Beeren, Minze, Basilikum … Solche Dinge können nach Belieben kombiniert und Getränken zugegeben werden. Und gesund sind sie auch noch.
  • Schöne Gläser, Strohhalme, Papierdekos oder Zuckerränder machen Freude. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!
  • Alkoholfreie «Mocktails» imitieren alkoholhaltige Cocktails: Es gibt Rezepte für Mojit-ohne, Blue Lagoon und viele mehr.
  • Je nach Jahreszeit lassen sich Variationen ausprobieren: Kräutertees, heisse Schokoladen oder Gewürztees oder -milch für die kühle Jahreszeit, eisgekühlte Getränke für die warme Jahreszeit.
  • Es gibt «alkoholfreie» Biere und Weine, aber: Auch wenn «alkoholfrei» auf der Packung steht, ist oft doch noch etwas Alkohol drin, und zwar bis zu 0,5 Vol.-%. Achten Sie darauf, möglichst Getränke zu kaufen, auf denen 0,0 Vol.-% steht. Dann ist wirklich kein Alkohol drin.

«In gespritztem Wein ist weniger Alkohol. Kann ich ihn also während der Schwangerschaft trinken?»

Nein. Trinken Sie auch keinen gespritzten Wein! Er enthält viel Alkohol. In 1 dl Wein sind ca. 10 bis 12 Gramm reiner Alkohol enthalten. In einem halben Deziliter also 5 bis 6 Gramm. Die Alkoholmenge bleibt gleich, egal, wie viel Wasser man dazugibt.

Übrigens: In 3 dl Bier (ca. 5 Vol.-%), in 1 dl Wein (ca. 13 Vol.%) und in einem kleinen Schnaps sind jeweils rund 10 bis 12 Gramm reiner Alkohol drin.

Die Vorteile sehen

Ein Verzicht auf Alkohol schützt nicht nur das Kind. Er hat auch weitere Vorteile:

  • Schlaf, Befinden und Konzentration verbessern sich – die eigene Gesundheit profitiert.
  • Keine Katerstimmung mehr, nur noch taufrisches Aufwachen. Mindestens dann, wenn die Zeit der Schwangerschaftsübelkeit vorbei ist …
  • Der Verzicht auf Alkohol zahlt sich aus. Das Geld, das man für den Alkohol berappt, lässt sich anders einsetzen.
  • Ohne Alkohol wird der Ausgang anders, man macht neue Erfahrungen.

Alkoholfrei entspannen

Für manche ist der Alkoholkonsum verbunden mit Entspannung. Sich entspannen können ist wichtig. Das geht sehr gut ohne Alkohol:

  • Meditation, Yoga, autogenes Training etc.: Eine Schwangerschaft ist eine gute Gelegenheit, solche Praktiken auszuprobieren.
  • Auch ein warmes Bad entspannt schön. Oder 15 Minuten auf dem Sofa liegen.
  • Spaziergänge, Wanderungen, schwangerschaftsgerechter Sport, Schwimmen: Oft helfen auch Bewegung und körperliche Aktivität, sich zu entspannen.

Übrigens: Mit Alkohol Stress abzubauen ist auch für Nichtschwangere keine gute Idee. Man sollte nicht trinken, wenn man sich nicht gut fühlt. Denn dann steigt das Risiko, immer mehr zu trinken. Es braucht andere Wege, sich zu entspannen. Es braucht andere Wege, sich besser zu fühlen.

Alkoholfreie Umgebungen wählen

Aus den Augen, aus dem Sinn. Eine alkoholfreie Umgebung hilft beim Verzicht.

  • Sich mit FreundInnen treffen, die nicht trinken, Freundinnen treffen, die auch schwanger sind: Das hilft, die Lust auf Alkohol zu mildern.
  • Das Zuhause alkoholfrei machen: Allen Alkohol wegbringen, keinen neuen kaufen.
  • Gewohnheiten durchbrechen: Den Freitagabend-Apéro in der Bar mit FreundInnen in ein Café verlegen und sich eine Süssigkeit genehmigen. Oder die Begegnungen mit FreundInnen neu gestalten mit Kino, Ausstellungen, Spaziergängen etc.
  • Anlässe meiden, die eine zu grosse Verlockung wären: Steht eine Einladung zu einer Weindegustation oder ein Treffen in einer Bar ins Haus? Eine freundliche Absage eröffnet die Möglichkeit für einen Serienabend oder bietet Gelegenheit, ein neues Buch anzufangen oder sich einfach Zeit für sich selbst zu nehmen!

Wenn Verzichten schwierig ist

Der Verzicht auf Alkohol kann schwierig sein. Was tun?

Es lohnt sich, rasch Unterstützung zu suchen. Oft lässt sich schon mit einer ambulanten Beratung oder mit der Unterstützung einer Selbsthilfegruppe viel erreichen. Auch GynäkologInnen, Hebammen oder HausärztInnen helfen, nach Lösungen zu suchen.

Betroffene schwangere Frauen sollten in dieser Situation nicht allein bleiben. PartnerInnen und andere Personen aus dem Umfeld können sie ermutigen. Sie können ihre Sorge äussern. Sie können die betroffene Frau dazu motivieren, sich Unterstützung zu suchen. Sie können ihr auch anbieten, sie zu einer Beratung zu begleiten. (Mehr Informationen auf der Website www.nahestehende-und-sucht.ch)

Zu merken, «Ich habe die Kontrolle über meinen Alkoholkonsum nicht mehr», ist oft sehr schwierig. Für eine schwangere Frau ist es besonders belastend. Ein Problem mit einem Suchtmittel zu haben, ist mit viel Scham verbunden. Das kann daran hindern, sich Unterstützung zu holen. Frauen haben oft zusätzlich Angst, für eine schlechte Mutter gehalten zu werden. Sie erleben eine Art «doppeltes Tabu».

Es ist wichtig, zu wissen: Es gibt viele Menschen, die irgendwann in ihrem Leben ein Problem mit Suchtmitteln haben. Das ist kein Zeichen von Schwäche! Fachpersonen von Suchtberatungsstellen und Selbsthilfegruppen empfangen Betroffene ohne Vorurteile. Sie unterstehen der Schweigepflicht. Es ist wichtig, mit dem Problem nicht allein zu bleiben. Es ist ein verantwortungsvoller Schritt, sich Unterstützung zu suchen!

Manche Betroffene fürchten, dass Behörden ein Kind fremdplatzieren könnten. Aber: Ein solcher Schritt würde nur dann veranlasst, wenn andere Massnahmen nicht greifen. Etwa wenn Eltern auch mit Unterstützung nicht in der Lage sind, adäquat für ihr Kind zu sorgen.